Loslassen – wenn Blätter fallen
Oktober ist der Monat des Loslassens. Die Bäume zeigen es uns mühelos: Sie halten nicht fest, sie lassen geschehen. Blätter sinken, ohne Angst, den Boden zu berühren. Sie wissen um den Kreislauf – was sie abgeben, kehrt zurück, nährt die Erde, schafft Raum für neues Leben.
Für uns Menschen ist Loslassen schwerer. Wir verbinden es mit Verlust und Schmerz. Wenn wir etwas loslassen, verlieren wir scheinbar Halt und Kontrolle. Die Leere, die bleibt, macht uns Angst. Und so halten wir fest – an Beziehungen, an Vorstellungen, an Geschichten, die längst vorbei sind. Doch die Natur erinnert uns: Festhalten schützt nicht. Es macht uns schwer.
Warum Loslassen so schwerfällt
Vielleicht kennst du es: Erwartungen, vertraute Muster oder alte Rollen loszulassen, ist schwer. Gedanken tauchen auf wie: „So war ich schon immer“ oder „Wer wäre ich ohne das?“ Doch gerade im Ablegen dieser Hüllen liegt die Möglichkeit, leichter zu werden – und Raum zu öffnen für das, was neu entstehen will.
Loslassen als Vertrauen
Loslassen ist kein Ende. Es ist ein Übergang.
So wie die Bäume im Herbst nicht sterben, sondern sich vorbereiten: Sie legen ab, was sie nicht mehr brauchen, um im Frühjahr wieder zu erblühen.
Wir dürfen von ihnen lernen: Loslassen heisst nicht, alles hinter uns zu lassen, sondern leichter zu werden. Es bedeutet, mit Vertrauen in den Winter zu gehen – im Wissen, dass die Kraft im Innern bewahrt bleibt.
Wege zum leichteren Loszulassen
Loslassen klingt gross – und beginnt doch im Kleinen:
Würdige das, was war
Schreibe einen Brief an das, was du gehen lassen willst. Dankbarkeit macht Abschiede weicher.
Erkenne, was schwer geworden ist
Spüre in dich hinein: Was kostet dich Energie, ohne dir noch gutzutun?
Schaffe Rituale
Wie Blätter, die fallen, darf auch etwas von dir bewusst gehen – ein Stein im Wasser, eine Kerze, ein verbrannter Zettel.
Vertraue dem Rhythmus
Die Natur zeigt uns: Auf Abschied folgt Neubeginn. Auch in dir wächst bereits etwas, das noch unsichtbar ist.
Ein stiller Gedanke zum Schluss
Vielleicht ist Loslassen nicht das Gegenteil von Festhalten, sondern seine Vollendung: Wir haben getragen, gehalten, genährt – nun dürfen wir abgeben. Der Oktober lädt uns ein, leichter zu werden. Uns nicht mehr über das zu definieren, was wir festhalten, sondern über den Mut, loszulassen.
Loslassen heisst: die Hand öffnen – nicht, um etwas zu verlieren, sondern um frei zu werden. Und während wir leichter werden, führt uns der November in die Stille, die trägt.